Ökumenischer Pilger- Wanderweg Berlin-Wilsnack:
Ein Mittelalterlicher Pilgerweg wird wiederentdeckt


Kaum noch bekannt, ist heute die einstige Bedeutung des Ortes Wilsnack mit seiner markanten Kirche. Dabei war Wilsnack im Mittelalter das wichtigste Pilgerziel nach Santiago, Rom und Aachen und das wichtigste Pilgerziel Nordeuropas überhaupt, mit hunderttausenden Besuchern jedes Jahr. Menschen aus ganz Europa – aus Deutschland, England, Flandern, Frankreich, aus der Schweiz, aus Skandinavien, aus dem Baltikum, Rußland, Polen, Österreich, Tschechien und Ungarn – strömten zu diesem heiligen Ort in der Prignitz. Ende des 14. Jh. gab es in und um Wilsnack, das nie mehr als 1.000 Einwohnern zählte, “keine freien Plätze” – Zustände vergleichbar mit Woodstock, nur dauerhafter. Die mittelalterliche Wallfahrt war ein Massenphänomen.

Prof. Rainer Oefelein und seine Frau, Dr. Cornelia Oefelein, sind in den Jahren 2004 und 2005 auf die Spurensuche gegangen und haben versucht, alles zu erfassen, was auf diesem Weg aus der mittelalterlichen Pilgerzeit heute noch sichtbar ist. In den vielen Dorfkirchen fanden sich bisher noch größtenteils unveröffentlichte Schätze, so reiche Schnitzaltäre, Skulpturen oder Fresken, und vor allem die bis heute weitgehend unerforschten mittelalterlichen Glocken mit ihren Pilgerzeichen.

Über die von ihnen entdeckten Pilgerzeichen an den Glocken der Dorfkirchen wurde der Nachweis erbracht, daß dieser Pilgerweg nach Wilsnack im Mittelalter auch ein Weg der Jakobspilger nach Spanien gewesen ist. Dieser Nachweis ist bisher noch auf keinem anderen Weg in Brandenburg gelungen.

Anhand dieser Spuren konnten sie den alten Weg weitestgehend rekonstruieren, und ihn als offiziellen Wanderweg neu bzw. wieder einrichten. Der Wanderweg ist inzwischen gekennzeichnet und dazu im Conrad Stein Verlag (www.conrad-stein-verlag.de) ein “Outdoor Handbuch” in der Reihe “Der Weg ist das Ziel” (Rainer Oefelein, Brandenburg: Auf den Spuren des mittelalterlichen Pilgerweges Berlin-Wilsnack, Band 189) erschienen.

Herr Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse konnte als Schirmherr für diesen Weg  gewonnen werden.

Wie das Aufblühen der vielen “Jakobswege” in ganz Europa zeigt, nimmt die Begeisterung für das Wandern im allgemeinen, und für das Pilgern im speziellen stetig zu. Der wieder eingerichtete Wilsnack Weg, der durch die einsame Brandenburger Landschaft entlang historischer Wegeverbindungen und der Spuren der mittelalterlichen Pilger führt, hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten:

•    das Erlebnis der einsamen Landschaft in der Mark;
•    die Kraft der Stille im sogenannten Kommunikationszeitalter;
•    die Entdeckung der Langsamkeit;
•    der sportliche Aspekt;
•    das verstehen von Zeit und Religion;
•    das spirituelle Erleben;
•    und nicht zuletzt: die kulturelle Neugier – die Spuren des Mittelalters.

Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Rainer Oefelein unter den hier angegebenen Kontakten jederzeit zur Verfügung.

Am 28. Juni 2006 wurde die St. Jakobus-Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. mit Sitz in Kremmen gegründet.

Die Gesellschaft wurde gegründet, um die vielen Aufgaben zu bewältigen, die mit der nachhaltigen Betreuung und Pflege des Pilgerweges verbunden sind.

Vorrangige Ziele der Gesellschaft sind:

•    die Revitalisierung der Pilgerfahrt nach Santiago durch die Region Berlin-Brandenburg. Dabei bildet der rekonstruierte historische Weg von Berlin nach Bad Wilsnack einen Schwerpunkt, der 2005 von den Gründungsmitgliedern Cornelia und Rainer Oefelein als Weg von Jakobspilgern im Mittelalter nachgewiesen werden konnte;

•    die Erforschung, Erhaltung und Pflege des mit dem Jakobsweg und der örtlichen Wallfahrtstraditionen in Verbindung stehenden Kulturgutes und religiösen Brauchtums.

Der Verein verfolgt seine Ziele im Geist der christlichen Ökumene, in Verbindung zu den Kirchen, und fühlt sich der europäischen Zusammenarbeit und Völkerverständigung verpflichtet.